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Über "Enigma"

Das Wort "Enigma" stammt aus dem Griechischen und bedeutet "Rätsel".

Dieser geheimnisvolle Name passte ideal zu einem Verschlüsselungssystem, welches vor allem dadurch zur Berühmtheit gelangte, dass es im zweiten Weltkrieg im Funkverkehr des deutschen Militärs zur Chiffrierung geheimer Nachrichten verwendet wurde und durch die intensiven Bemühungen der Wissenschaftler um Alan Turing zur Entschlüsselung der Enigma wesentlich zur Entwicklung von Rechenmaschinen und späteren Computerentwicklung beigetragen hatte. Die "Enigma" war das erste in großem Maßstab eingesetzte automatische Ver- und Entschlüsselungssystem.

Die Geschichte der Kryptographie selbst begann bereits vor mehreren tausend Jahren. Die damals praktizierten Verschlüsselungsmethoden (Verwendung von Nicht-Standard-Hieroglyphen in Ägypten, Zeichen-Substitution mit umgekehrtem Alphabet in Palästina, Verschiebechiffrierung bei Caesar) sind - verglichen mit unserem heutigen Wissenstand - natürlich sehr einfach. Doch wurden die Methoden zur Chiffrierung im Laufe der Jahrhunderte wesentlich erweitert und verfeinert.

Erst im 20. Jahrhundert haben Rotormaschinen - wie die besagte Enigma - eine Sonderrolle nicht nur im militärischen Bereich, sondern auch in der Kryptanalyse gespielt.

Eine Rotormaschine verschlüsselt, indem sie - ausgehend von einer bestimmten Einstellung - schrittweise ihren Zustand ändert. Dies ist vergleichbar mit einem heutigen Pseudozufallszahlengenerator. Ist der Anfangszustand bekannt, kennt man auch die Folgezustände; also kann die Nachricht wieder dechiffriert werden.

Die Erfindung des in der Enigma verwendeten Arbeitsprinzips geht auf den amerikanischen Bauunternehmer Edward Hugh Hebern (1869 - 1952) zurück, der 1917 eine rotierende Vorrichtung zur polyalphabetischen Substitution mit unabhängigen Alphabeten erfand. Merkwürdigerweise zeigte das amerikanische Militär kein Interesse an seiner Maschine.

1918 meldete der deutsche Ingenieur Arthur Scherbius (1878 - 1929) das Rotorprinzip zum Patent an und stellte in seiner Berliner "Chiffriermaschinen AG" eine Rotormaschine her, welche er auf den Namen "Enigma" taufte. Anfang der 20er Jahre präsentierte er sie auf mehreren Kongressen und Ausstellungen in Bern, Stockholm und Leipzig der Öffentlichkeit.

Die Enigma war zu dem Zeitpunkt nicht geheim, sondern wurde vielmehr von Scherbius als "Gerät zur Übermittlung von geschäftlichen Mitteilungen und Telegrammen" angepriesen und sollte dementsprechend vermarktet werden.

1927 dann kaufte Scherbius die Patente des Niederländers Hugo Alexander Koch, der 1919 das Rotorprinzip selbst neu erfunden hatte. Die technische Weiterentwickelung der Enigma leitete nach Scherbius Tod 1929 dann Willi Korn.

In allen Ländern war das Interesse staatlicher Stellen an diesen Maschinen zunächst gering. In Deutschland erwarb die Reichswehr erst ab 1926 eine größere Anzahl von Enigmas. Während des Zweiten Weltkriegs war die Enigma zwar die meistverwendete, jedoch nicht die einzige Verschlüsselungsmaschine der deutschen Stellen. Die strategischen Nachrichten wurden mit wenigen noch komplexeren Geräten chiffriert.

Seit 1933 wurde die Enigma beim Heer, bei der Marine und beim diplomatischen Dienst weiterentwickelt. Schon Scherbius hatte das Rotorsystem 1928 durch ein Steckbrett ergänzt, mit dem die Verschlüsselung noch komplizierter wurde. Das Funktionsprinzip beruht auf einfachen Stromkreisen, von denen jeder eine Buchstabentaste des schreibmaschinenüblichen Tastenfelds mit einem elektrischen Lämpchen verbindet, das auf dem Anzeigenfeld einen Buchstaben aufleuchten läßt.

Mit jedem Tastendruck leuchtet ein neuer Buchstabe auf. Jeder einzelne Stromweg führt durch jede der drei Walzen über jeweils einen vorderen und einen hinteren Kontakt bis zur so genannten Umkehrwalze und von dort wieder zurück durch sämtliche Walzen und zusätzlich durch die Stecker des Steckfeldes. Die Verschlüsselung findet durch ein recht kompliziertes System statt: In jeder Walze sind nicht die sich gegenüberliegenden Ein- und Ausgangskontakte miteinander galvanisch verbunden, sondern sie sind nach einem bestimmten System gegeneinander verschränkt; die Steckanordnung auf dem Steckbrett wird variiert; bei jedem Tastendruck werden die Walzen nach einem bestimmten System um eine Stelle weitergedreht; aus einem Satz von fünf werden jeweils drei ausgewählt und in jeweils neu festgelegter Reihenfolge eingesetzt; auch die Anfangseinstellung der Walzen wird immer neu festgelegt; an jeder einzelnen Walze wird ein Einstellring eingestellt. Beim Betrieb während des Kriegs wurden die verschiedenen Einstellungen alle acht Stunden gewechselt.

Die Nachricht kann nur entschlüsselt werden, wenn der Empfänger alle Einstellungen der Sende-Enigma kennt. Dann kann er mit der gleichen Enigma die Verschlüsselung rückgängig machen und den Klartext lesen. Die feindlichen Codebrecher mussten sich über den physikalischen Aufbau der Maschine und ihre Funktionsweise im Klaren sein und aus der Analyse der aufgefangenen Funksprüche alle Einstellinformationen immer neu erraten und errechnen. Dies musste in einer Zeitspanne erfolgen, in der eine militärische Reaktion auf die gefundene Information noch möglich war.

Vor allem England hatte im 2. Weltkrieg unter der Seeblockade durch deutsche U-Boote zu leiden. Abgefangene deutsche Funksprüche stapelten sich zuhauf bei den englischen Geheimdiensten, ohne dass eine Entschlüsselung und dadurch militärisch-strategische Verwertung gelang. Zuerst hatten die Polen den deutschen Schlüsselverkehr mit Hilfe einer Rechenmaschine zu entziffern versucht. Diese gelangte über Frankreich nach England, wo Alan M. Turing in einer Organisation namens "Bletchley Park", wo sich die britische Chiffriereinrichtung, das ''Gouvernement Communications Headquarter'' (GCHQ) mit 200 alleine mit der Kryptanalyse betrauten Mitarbeiter/innen befanden, einen größeren Kryptocomputer konstruierte.

Das Projekt "ULTRA" war eines von zahlreichen kryptanalytischen Aktionen in der Geschichte von Großbritanien. Ultra bezog sich sowohl auf den Aufwand als auch auf die Geheimhaltung. Dadurch gelang es den Briten, ab Mai 1940 die Funksprüche der deutschen Luftwaffe zu entziffern, der besser gesicherte Marinecode blieb den Alliierten jedoch noch bis 1941 verschlossen.

Folgenschwer in 1941 war der Untergang von ''U-110'' am 9. Mai. Die Briten bargen von Bord des sinkenden Havaristen eine Enigma samt Walzen, Funkkladde, Kurzsignalheft, Satz- und Kenngruppenbüchern. Mit der von U-110 erbeuteten Enigma und ihrer noch gültigen Walzenstellung war Bletchley Park endlich imstande, der Royal Navy die entschlüsselten Funksprüche zu übergeben. Aufgrund dieser Informationen konnten die Alliierten den deutschen U-Boot-Verbänden nach Möglichkeit ausweichen. Der deutsche Admiral Dönitz stand vor einem Rätsel, wieso die vom deutschen Stab des BdU (''Befehlshaber der U-Boote'') errechnete ''Quote'' je Boot, Seetag und Versenkungstonnage im Januar 1943 plötzlich auf 51 Tonnen absackte. Trotz intensiver Nachforschung blieb den Deutschen die Erklärung hierfür verborgen. Jedes mal jedoch, wenn die deutsche Marine eine verbesserte Enigma benutzte, bescherten sie den Kryptikern in Bletchley Park ein überraschendes ''black out''. So z.B. ab Februar 1942, als eine neue Enigma mit zwölf Walzen erweiterte Schlüsselbereiche schuf. Oder auch im Februar 1943, als die deutsche Marine für ihre Enigma noch eine weitere Walze einführte und Bletchley Park deshalb erneut vor "Rätseln" stand.

Nach Kriegsende waren die Enigmas noch in Afrika, im Nahen Osten sowie Südamerika in Gebrauch. Sie wurden in der militärischen und diplomatischen Kommunikation eingesetzt. Mit dem heutigen Stand der Rechnertechnik dürfte es keine Schwierigkeit geben, die Enigma mit einem Klartextangriff zu brechen.

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